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Die Moderation übernahm Peter Bleses, der zunächst die Teilnehmenden begrüßte und einen Überblick über das Projekt Ressource gab. Dabei wurde das Ziel des Projekts unterstrichen: Menschen in Einfacharbeit gezielt weiterzubilden und ihnen Entwicklungsperspektiven zu eröffnen.
Im Anschluss folgten zwei Impulsreferate, die sich mit den Vor- und Nachteilen von Teilqualifizierungen befassten. Tina Hofmann von ver.di kritisierte insbesondere die mangelnde Standardisierung und geringe Förderquoten. Sie bemängelte, dass es keine bundesweit einheitlichen Teilqualifikationen für Berufe gibt und dass die Bundesagentur für Arbeit lediglich 6% der geförderten Weiterbildungen für Teilqualifikationen bereitstellt. Ein weiteres Problem seien die hohen Abbruchraten, da 87% der Geförderten nur eine einzige Teilqualifikation absolvieren und somit selten einen Berufsabschluss erreichen. Zudem konzentriere sich die Förderung stark auf die Bereiche Fahrzeugführung und Sicherheitsgewerbe, während viele andere Branchen vernachlässigt werden. Die fehlende einheitliche Struktur führe dazu, dass Abschlüsse fragmentiert bleiben und eine Anschlussfähigkeit oft nicht gewährleistet ist. Hofmann plädierte für eine stärkere Fokussierung auf vollständige Berufsabschlüsse und eine bundesweite Standardisierung von Teilqualifikationen.
Martin Noack von der Bertelsmann Stiftung betonte die positiven Aspekte von Teilqualifikationen. Sie ermöglichen einen schnelleren Berufseinstieg für Arbeitslose ohne Berufsabschluss und eröffnen insbesondere Menschen mit Beeinträchtigungen neue berufliche Chancen. Zudem steige die Nachfrage nach spezifischen Kompetenzen in Stellenausschreibungen kontinuierlich an, wodurch Teilqualifikationen eine flexible Antwort auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes bieten. Noack unterstrich außerdem, dass sie eine wirtschaftlich sinnvolle Alternative zu vollständigen Umschulungen darstellen. Sein Vorschlag war, die für Menschen mit Behinderungen vorgesehene Validierung von Berufserfahrung (§ 50d BVaDiG) auf alle Menschen ohne Berufsabschluss auszuweiten, um mehr Personen den Zugang zu qualifizierten Tätigkeiten zu ermöglichen.
An der anschließenden Diskussionsrunde nahmen Peer Rosenthal (Arbeitnehmerkammer), Tina Hofmann (ver.di), Martin Noack (Bertelsmann Stiftung), Melanie Philip (Care Pioneers) und Dominic Bergner (wisoak) teil. Themen waren unter anderem die Finanzierung von Qualifizierungen, die Einbindung von Arbeitgebern und die Notwendigkeit flexibler Bildungswege.
Nach einer Mittagspause startete die erste Workshop-Phase:
Workshop 1: Vom Quereinstieg zur Externenprüfung – Weiterbildung für Pflegehelfer:innen (Care Pioneers)
Workshop 2: Logistik als Karrierechance – Ohne Vorkenntnisse zur Führungskraft (ma-co maritimes competenzcentrum)
Beide Workshops thematisierten Qualifizierungsstrategien in spezifischen Branchen und zeigten Herausforderungen wie Fachkräftemangel und geringe Weiterbildungsteilnahme auf.
Zum Abschluss des ersten Tages standen die Regionalwirtschaftlichen Dialoge im Fokus. Das Institut für Arbeit und Wirtschaft (iaw) präsentierte aktuelle Analysen zur Einfacharbeit in der Region Nord-West. Guido Nischwitz und Martin von Bestenbostel stellten die neuesten Ergebnisse vor, die belegen, dass sowohl in der Pflege als auch in der Logistik ein stabiler Anteil der Beschäftigten in Einfacharbeit tätig ist. Im Jahr 2023 lag dieser Anteil bei etwa 21 Prozent, was die signifikante Rolle dieser Arbeitsform in der Region Nord-West unterstreicht. Während sich bei der Fachkräftegewinnung Herausforderungen zeigen, sind die Rekrutierungsbedingungen für Hilfstätigkeiten anders gelagert. Die Qualifizierung und Weiterbildung in diesen Bereichen stößt bei den Unternehmen auf großes Interesse. Alle relevanten Daten und Abbildungen sind ausführlich im Branchenreport dokumentiert.
Den zweiten Tag eröffnete Anja Hall vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit einem Impulsreferat zum Thema „Einfacharbeit: Strukturen, Arbeitsqualität und Perspektiven“. Sie betonte die Bedeutung einer klaren Definition des Begriffs „Einfacharbeit“ und eine Abgrenzung zu „nicht formal qualifiziert (NFQ)“ oder „prekärer Arbeit“. Einfacharbeit umfasst Tätigkeiten ohne formale Ausbildung, jedoch verfügen viele Beschäftigte dennoch über einen Berufsabschluss. Trotz Automatisierung bleibt sie eine wichtige Beschäftigungsform. Hall präsentierte aktuelle Forschungsergebnisse und die Methodik der neuesten BIBB-Datenerhebung, die zwei Niveaustufen unterscheidet: Level 1 für Tätigkeiten mit kurzer Einweisung, Level 2 für längere Einarbeitung. Zudem wurden Daten zu demografischen Gruppen, Arbeitsintensität, Belastungen, Einkommen, Arbeitszeit sowie zur beruflichen Weiterbildung analysiert. Abschließend stellte sie einen Index vor, der die Absicht zur Berufsausbildung in den nächsten zwei Jahren und die Übereinstimmung der aktuellen Tätigkeit mit beruflichen Vorstellungen misst.
In zwei Workshop-Phasen wurden praxisnahe Qualifizierungsansätze diskutiert:
Workshop 3: Kompetenzpotenziale durch KI erkennen – Von der Feststellung zur Entwicklung in Logistik und Pflege (Uni Bremen)
Workshop 4: Digitale Grundbildung für alle – Konzepte und Herausforderungen (wisoak, Arbeitnehmerkammer Bremen)
Workshop 5: Förderung der Arbeitsfähigkeit psychisch erkrankter Mitarbeitender (FOKUS, IzsR)
Workshop 6: Diskriminierungsschutz im Betrieb – Was Führungskräfte wissen müssen (ADA, wisoak)
Zum Abschluss der Veranstaltung bedankte sich Wolfgang Ritter bei allen Beteiligten für die gelungene Tagung. Ein besonderer Dank galt den Referentinnen und Referenten, dem Martinsclub, der wisoak sowie allen weiteren Mitwirkenden. Da „nach der Jahrestagung vor der Jahrestagung“ ist, wurde bereits auf die nächste Jahrestagung verwiesen, bei der der Fokus auf der gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung liegen wird.
Die Präsentationen unserer Referent:innen stehen am Ende dieser Seite oder im Downloadbereich zur Verfügung.
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Letzte Aktualisierung: 20 Februar 2025
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